Rettungsversuche
In ihrem Buch Judasfrauen" beschreibt Helga Schubert
die verzweifelten, aber vergeblichen Rettungsversuche der Angehörigen
von Karlrobert Kreiten
Karlrobert Kreiten war am 3. September 1943 wegen Feindbegünstigung und Wehrkraftzersetzung vom Volksgerichtshof in Berlin zum Tode verurteilt worden.
Weder die Angehörigen noch die Rechtsanwälte wußten vorher von dem Gerichtstermin. Nur durch einen anonymen Anruf in der gemeinsamen Berliner Wohnung (in der Motzstraße) hatte seine Schwester Rosemarie vom Todesurteil erfahren und die Eltern in Düsseldorf alarmieren können, die sofort ein Gnadengesuch an Hitler richteten, denn sie wußten, solange dort ein Gnadengesuch angenommen und noch nicht abgelehnt war, mußte die Hinrichtung aufgeschoben werden.
Wie in einem Kafka-Roman irrten vom 3. bis zum 8. September, also noch am Tag nach der Hinrichtung, die Freunde, die Eltern und die Schwestern mit einem Gnadengesuch in Düsseldorf und in Berlin von Behörde zu Behörde; in Düsseldorf vom Gaukulturreferenten zum Gaupropagandaleiter und schließlich zum Gauleiter. Dort verzögerte man die Annahme, war vielseitig beansprucht, hatte eine Sitzung, ließ den Tatbestand im Vorzimmer in die Maschine diktieren, verzögerte die Weitergabe, indem man das Gnadengesuch nach Berlin 24 Stunden im Fernschreibzimmer des Reichspropagandaamtes Düsseldorf unerledigt liegenließ.
Am 8. September waren Mutter und Schwester zur Berliner Reichskanzlei vorgedrungen, wo man ihr Gnadengesuch entgegennahm und versprach, das Justizimmsterium über die vorgeschriebene vorläufige Aussetzung der Urteilsvollstreckung zu informieren.
Um sicher zu gehen, daß nicht kostbare Zeit verstrich, liefen die beiden, Mutter und Schwester, selbst zum Justizministerium, alles lag nahe beieinander (Wilhelmstraße). Doch die Beamten, an die sie sich wenden wollten, ließen sich bis auf einen verleugnen. Nur dieser zuletzt Angesprochene, ein Staatsanwalt im Justizministerium, verriet, was er eigentlich nicht mitteilen durfte: Karlrobert Kreiten war bereits seit dem Vortag tot.
Ein Exempel unter den jungen Künstlern sollte statuiert werden.